Klettergeister im Wilden Kaiser

Bei Kaiserwetter begannen die Pfingstferien 2024 für uns mit einem traumhaften Kletterwochenende im Wilden Kaiser. Bepackt mit Kletterausrüstung und ausreichend Verpflegung für das verlängerte Wochenende trafen sich die Klettergeister unter der Leitung von Michael Ciazynski am Parkplatz der Griesner Alm. 7 Erwachsene und 8 Kinder begannen gut gelaunt und hochmotiviert den steilen Anstieg zur Fritz-Pflaum-Hütte. Beim ersten Stopp am Holzlager luden wir so viel Holz wie wir tragen konnten in die eh schon prall gefüllten Rucksäcke. Schnell ließen wir den Wald hinter uns und erreichten schwitzend über felsige Pfade und mehrere Schneefelder unsere Selbstversorgerhütte im alpinen Gelände.

Auf der Bank vor der Hütte gönnten wir uns eine kleinen Pause und genossen die Aussicht auf die hohen rauen, teils noch schneebedeckten Berge ringsherum. Verlockend lag der Kletterfels am Kleinkaiser direkt vor unserer Nase und wartete nur darauf, dass wir uns zur ersten Klettertour des Wochenendes aufmachten. Das Klettern am Fels ist aufregender und schwieriger als in der Halle, denn man muss auf bröckelnde Steine achten und die Griffe selbst suchen. Es ist aber auch viel schöner! Am Schönsten war die Einsamkeit dort oben, wir hatten den Wilden Kaiser für uns ganz alleine. Nur selten ließen sich Wanderer blicken, die uns netterweise Holznachschub zur Hütte brachten.

Den ersten Abend ließen wir bei Tortellini und Spielen ausklingen. Die Zähne putzten wir unter freiem Himmel mit Blick auf die hohen Gipfel im Mondschein und schliefen in herrlicher Ruhe im Matrazenlager auf 1865 m Höhe.

Nachdem einige Frühaufsteher von ihrer Skitour auf den ganz hohen Gipfeln zurück waren, ging es wieder zum Klettern an den Fels, der Routen für alle Schwierigkeitsstufen bietet. So fand jeder zu seinem Kletterniveau passende Routen mit klingenden Namen wie „Löcher für den Arsch“ oder „Rippenbruch“.

Am Nachmittag brach die gesamte Gruppe zu einer Tour auf den Mitterkaiser auf. Zunächst mussten wir ein dickes Schneefeld besteigen, das höher war als unser kleinster Klettergeist. Eine Gams hatte uns zuvor gezeigt, wie man dieses Gelände leichtfüßig und schnell überquert. Ganz so elegant schafften wir es zwar nicht, kamen aber alle heil an einer Rinne an. Vorsichtig, um keinen Steinschlag auszulösen, kletterten wir hinauf. Oben angekommen liefen wir nun doch recht elegant einen schönen Grat entlang bis zum Gipfelkreuz und genossen die weite Aussicht über das Tal bis zum Chiemsee.

Am Abend gab es Risotto, Spiele und Gitarrengesang vor der Hütte. Unsere Lieder hallten von den hohen Felswänden zurück. Die Akustik des Wilden Kaisers sowie unser Gesang ist wirklich einmalig.

Der letzte Tag begann erneut mit herrlichem Sonnenschein. Wir teilten uns auf und verbrachten den  letzte Vormittag entweder am Kletterfels oder mit der abenteuerlichen Besteigung des Kleinkaisers. Am Gipfel unseres Kletterbergs sitzt man in der Mitte des Wilden Kaisers und blickt doch über ihn hinaus. Das Echo hier oben ist das beste, das wir jemals erlebt haben, unsere Rufe wurden mehrfach von allen Seiten zurückgeworfen.

Am Nachmittag stiegen wir mit leichteren Rucksäcken hinab ins Tal, wo wir bei einem Kaiserschmarrn unser Pfingstwochenende im Wilden Kaiser Revue passieren ließen.