Bergmesse auf dem Längenberg

Liebe Neuländerinnen und Neuländer,

 

wie schon den ganzen wechselhaften Sommer lang war es auch an diesem Sonntag verhältnismäßig kühl und feucht. So wurde als Wetterschutz wieder unser kleines Zelt auf dem Längenberg aufgestellt, was auch dringend notwendig war, da ausgerechnet während der Messe wieder ein heftiger Regenguss niederging und so sowohl der Altar, als auch die Instrumente unserer Musikgruppe, der Neuland-Chor und die meisten Besucher geschützt waren. Da unser gewohnter Pfarrer Sobek diesmal sein 25jähriges Dienstjubiläum in seiner Gemeinde feierte, kam als Ersatz Kaplan Spöttl aus Wackersberg zu uns. Der Gedenkstein war wie der Altar mit Blumen geschmückt. Unsere Nachbarn legten noch ein Sträußerl aus Latschen und Herbstenzian dazu.

 

Was aber in diesem Jahr erstmals fehlte, war die Gedenktafel mit den Namen unserer im vergangenen Jahr verstorbenen Mitglieder. Das hatte ich bisher noch nicht erlebt und konnte es zunächst gar nicht fassen. Sollte im letzten Jahr wirklich niemand aus unserer Sektion, die doch schon so lange besteht, heimberufen worden sein? Monika und ich unterhielten uns darüber und stießen dabei recht schnell auf die wahrscheinlichste Erklärung: Immer mehr alte Menschen in unserer Gesellschaft werden pflegebedürftig, kommen ins Heim, das Geld wird knapp, die eigene Entscheidungsfähigkeit schwindet – und so werden von den Betreuern alle nicht unbedingt notwendigen Mitgliedschaften gekündigt, mitunter sogar bereits beitragsfrei gestellte. Solche Austritte mehren sich, und dann werden wir natürlich auch nicht mehr benachrichtigt, wenn ein ehemaliges Mitglied stirbt.

 

Das ist schade, denn meistens gehörten diese Verstorbenen jahrzehntelang zu uns, die Liebe zu den Bergen verband uns und sie haben es verdient, dass wir ihrer gedenken – wenigstens anonym. Vielleicht erinnert sich so mancher von Euch auch ganz persönlich an einen lieben Menschen, den er verloren hat. Von Dietrich Bonhoeffer stammt der Satz: „Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer die Trennung, aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude.“ Das bedeutet auch, dass wir die vor uns Gegangenen nicht traurig und schweigend betrauern sollen, sondern wir dürfen im Gegenteil oft von ihnen erzählen und auch durchaus in der Erinnerung mit ihnen und über sie lachen. Geben wir ihnen einfach ihren Platz mitten unter uns, so wie sie ihn im Leben hatten. Eines der schönsten Dinge, die ein Mensch hinterlassen kann, ist doch ein Lächeln im Gesicht derjenigen, die an ihn denken. Vor ein paar Jahren stieß ich auf die folgenden Worte zum Beherzigen für uns noch Lebende:

 

Wenn die Jahre sich mehren, werden die Tage kostbar – vierundzwanzig Stunden von wer-weiß-wie-vielen.

 

Geschenkt, dass ich sie fülle mit dem Rest meines Lebens, sie teile mit denen, die mir begegnen.

 

Wenn die Jahre sich mehren, wächst Nachsicht aus Einsicht, Geduld aus Erfahrung, Dankbarkeit aus Verlust.

 

Wenn die Jahre sich mehren, werden die großen Worte seltener, die kleinen gewinnen Gewicht.

 

Antoine de Saint-Exupery hat einmal über die Berge gesagt: „Berg, ich brauche dich wie einen Freund, in dessen Höhe ich frei atmen kann.“ Das spricht mir aus dem Herzen, da für mich auch die einfachste Bergwanderung eine Form des Aussteigens aus dem Alltag ist – ich steige aus, lasse innere Lasten im Tal, steige auf und dann kann ich innerlich befreit durchatmen! Bergsteigen ermöglicht in der Verschmelzung mit der Natur, sich selbst mit jedem Schritt bergwärts ein Stück näher zu kommen. Und am Gipfel oben sind wir dann auch dem Himmel ein gutes Stück näher gekommen. Ich wünsche uns allen ein himmlisches Bergjahr!

 

Nicht vergessen will ich natürlich ein herzliches Dankeschön an die zahlreichen Helfer, die sich um die Organisation der Bergmesse, die Musikbegleitung, den Fahrdienst, die Küche, Kasse und die gesamte Verpflegung kümmerten. Vergelts Gott auch den Kuchenspendern. Außerdem fand ich es toll, dass Kinder da waren und mithalfen, sowohl beim Ministrieren als auch beim Servieren und Abräumen.

 

Übrigens: Beim Abstieg wurde es dann doch noch trocken und sonnig.

Angelika Schmidt-Pröls