Zugspitze

Der Mensch denkt, Gott lenkt,
Monika dachte, Gott lachte.
(Sinnspruch zur langfristigen Wetterprognose bei der Tourenplanung)

 

Wir treffen uns am Sonntag um 7.30 Uhr bei Monika. Wir sind insgesamt fünf Teilnehmer. Weil die Wetteraussichten für die kommenden Tage schlecht sind, beschließen wir, das ganze Unternehmen auf zwei Tage zu begrenzen (geplant waren drei Tage). Ziel ist jetzt, bereits am Sonntag in einem Tag den Gipfel der Zugspitze zu erreichen.

Weil die Orte für Auf- und Abstieg nicht die gleichen sind und zwei Teilnehmer früher zurück wollen, fahren wir mit drei Autos los. Das Wetter verspricht sonnig und schön zu werden. Wir parken Monikas Auto bei der Sprungschanze in Garmisch (Partnachklamm) und fahren mit Till weiter nach Ehrwald. Da die Zeit drängt, fahren wir mit der Ehrwalder Almbahn zu unserem Ausgangspunkt auf 1493 m Höhe. Gegen 9h15 marschieren wir los. Über sanfte Almwiesen und bei herrlicher Sicht auf die umliegenden Berge geht es über die Hochfelderalm (1732m) hinauf zu Feldernjöchl, das mit einer Höhe von 2045m praktisch schon auf der Höhe der Knorrhütte liegt. Jetzt geht es erst einmal wieder hinunter und dann seilversichert steil bergauf zum „Gatterl“, einer schmalen Scharte auf der deutsch-österreichischen Grenze. Kurz vor dem Gatterl kehrt Kerstin wieder um in Richtung Ehrwald. Ihr ist die Wetterprognose zusammen mit den seilversicherten Felspassagen doch nicht ganz geheuer.
Zu viert kommen wir am Gatterl an. Hier ist der Grenzverlauf durch die alten Grenztafeln deutlich erkennbar. Jetzt geht’s wieder steil hinunter zum „Plattsteig“, der uns in leichtem Auf und Ab hinüber zur Knorrhütte (2052 m) führt. Hier gibt es Brotzeit auf der sonnigen Terrasse der Hütte.
Wir lassen überflüssiges Gepäck auf der Hütte zurück. Kurz vor 13h geht es wieder steil bergauf weiter. Wie durch eine Mondlandschaft steigen wir über die Geröllhalden des Zugspitzplatts hinauf zum Sonn Alpin auf ca. 2600 m, das wir am frühen Nachmittag erreichen. Zum Gipfel sind es jetzt noch ca. 400 m. Wir beratschlagen kurz. Schließlich steigt Till, der am nächsten Tag einen Termin in der Firma hat, als einziger weiter zum Gipfel auf und fährt mit der Seilbahn zurück nach Ehrwald. Für uns andere wird die Zeit knapp. Der Aufstieg und dann wieder 1000 m Abstieg zurück zur Knorrhütte mit müden Knochen lassen eine Rückkehr erst in den Abendstunden erwarten.
Wir sind jetzt zu dritt. Wir besuchen die Kapelle zum Gedenken an die Opfer des Lawinenunglücks am 15. Mai 1965. Die Kapelle wurde vom späteren Papst Benedikt XVI geweiht. Anschießend Kaffee auf der großen Terrasse des Sonn Alpin. Herrliche Aussicht auf die Felsformationen der Zugspitze und die schroffen Massive entlang des Reintals. Dahinter die Hohe Munde mit ihren Felswänden. Durch die Liftverbindungen gibt es jede Menge Halbschuhtouristen, die den „Top of Germany“ erleben wollen. Sogar BMW hat hier heroben eines seiner Luxusmodelle ausgestellt.

 

Um halb vier steigen wir wieder ab. Es trübt sich ein, eine schwarze Wolke steht plötzlich direkt über uns. Der Wind bläst kalt, wir ziehen die Jacken an und sind froh, dass wir nicht noch weiter hinauf gestiegen sind. Wider Erwarten hält sich aber das Wetter an diesem Tag noch. An der Hütte angekommen beziehen wir unser Quartier. Es folgt ein netter, weinseliger Abend in der Hüttenstube. Vor dem zu Bett gehen trete ich nochmals vor die Hüttentür und beobachte einen großen, runden Vollmond, der bei sternklarer Nacht langsam über dem Hochwanner aufgeht. Beeindruckend!

 

Am Montagmorgen muss ich die Augen gar nicht erst aufmachen um zu merken, was draußen los ist. Vor dem Fenster pritschelt es herunter, was das Zeug hält. Erst mal gemütlich frühstücken mit Kaffee und Marmeladebrot. Draußen ist es grau in grau. Nur manchmal reißt die Wolkendecke auf und man sieht die gegenüberliegenden Berge. Es hilft aber alles nichts. Bekleidet mit allen verfügbaren Regenklamotten machen wir uns auf den Weg hinunter ins Reintal. Auf dem Abstieg sehen wir so manchen Lurch. Die schwarzen Gesellen sitzen direkt auf dem Weg und sind im Regen voll in ihrem Element. Die Sicht ist nach wie vor begrenzt, der Weg ist aber auch im Nebel und bei Regen gut zu finden. Links von uns werden mehrere starke Quellen sichtbar. Ein Wasserfall aus dem Berg. An anderer Stelle schießt ein Wasserstrahl aus der Wand. Nach der Karte muss das hier das Veitelbrünnl sein. Der Partnachursprung liegt in einem anderen Tal näher bei der Angerhütte. Schließlich erreichen wir den Talgrund und kurz darauf die Reintalangerhütte bei 1370 m. Eigentlich wollten wir hier einen Frühschoppen bzw. ein zweites Frühstück einlegen. Manfred ist aber der Meinung, dass er die Hütte nicht mehr verlässt, wenn er erst mal die nassen Klamotten ausgezogen hat. Wir lassen also die Hütte links liegen und gehen weiter durch das Partnachtal. Laut Karte versiegt der Fluß in der Hinteren Blauen Gumpe und tritt erst wieder bei der Vorderen Blauen Gumpe an die Oberfläche. Durch den starken Regen können wir nur vermuten, wo die Gumpen liegen. Die Partnach hat starke Strömung und ist überall an der Oberfläche sichtbar. Sogar Teile des linken Ufers sind weggerissen. Der Weg endet im Flussbett und die Bäume liegen kreuz und quer. Ein Trupp Forstarbeiter ist schon bei der Arbeit.
Mittagspause auf der Bockhütte. Als wir wieder aufbrechen, setzt pünktlich wieder Starkregen ein. Wir erreichen die Fahrstraße und gehen auf ihr bis zur Partnachklamm. Trotz des intensiven Regens sind hier jede Menge Touristen unterwegs. In der Klamm tosendes Wasser und Wasserfälle von oben entlang der Klammwände. Schließlich erreichen wir aber doch heil Monikas Auto bei der Sprungschanze.
Wir lassen unser Bergabenteuer in Eschenlohe beim Brückenwirt ausklingen.

Wolfgang