Mountainbike Transalp 2013

24.8.2013: Etappe 1 // Fahrzeit 04:11:00 // 36,3 km // 1550 Hm

 

Am Samstagmorgen trifft sich unsere kleine, bunt gemischte Gruppe (Guide Claus und Co-Guide Basti sowie Christian, Maksim, Anja) in Hammersbach am Parkplatz der Kreuzeckbahn. Bis auf Basti haben sich alle Teilnehmer schon zwei Wochen zuvor bei der anspruchsvollen Probetour kennen gelernt – bei der Claus seine Transalp-Aspiranten einem harten Fitness- und Technikcheck unterzogen hat.

 

Das Wetter ist gut, der Wetterbericht nicht – doch Claus ist, wie man ihn kennt: ganz Optimist.

Schon bald geht es zur Sache, nachdem der Weg mittels GPS-Hilfe und ein bisschen Suche gefunden war: Ein steiler, recht stark begangener Wald-Wanderweg mit einigen Stufen. Nachdem dieser teils schiebend, teils fahrend bewältigt wird, geht es gemütlicher weiter, oberhalb des Eibsees vorbei. Nach einem weiteren Anstieg gibt’s Mittagessen auf der Terrasse der zu Claus‘ Erstaunen inzwischen palastartig ausgebauten Hoch-Thörle-Hütte. Dann steht nur noch Abfahrt an, hinunter nach Ehrwald, wo wir im „Waldhaus Talblick“ ein geräumiges 8er-Zimmer beziehen. Inzwischen hat der Wetterbericht seine Versprechungen wahr gemacht: Es nieselt, was drei der Teilnehmer jedoch nicht davon abhält, noch ein paar Trails in der Nähe anzusteuern, um überschüssige Kräfte abzubauen.

 

25.8.2013: Etappe 2 // Fahrzeit 05:28:00 // 69,2 km // 1250 Hm

 

Am nächsten Morgen: Regen. Wir werfen wir uns in unsere wasserdichte Radlerkluft – Claus mit Optimismus und Duschhäubchen. Ein kurzer, landschaftlich reizvoller Anstieg über die alte Römerstraße bis zum Fernpass und schon geht es wieder bergab ins Inntal, wo wir im Flachen dahinsausen und von dort ins Ötztal abzweigen. Immer leicht auf und ab machen wir viel Strecke. Wir kehren im Gasthaus Krone in Umhausen ein und erleben eines von vielen kulinarischen Highlights unsere Tour. Ambitionierte, aber bodenständige Küche mit Produkten aus der Region. Und: Der Regen hat aufgehört, wir sitzen auf der Terrasse vor dem malerischen Gebäude aus dem 16. Jahrhundert. So gestärkt geht es weiter das Ötztal hinauf, bis wir unsere Pension in Huben erreichen und zunächst einmal die Wirtin vergrämen, weil wir unsere Radl an ihre Blumentöpfe anlehnen… Wir richten uns in Doppelzimmern gemütlich ein, spritzen unsere „Dirtbikes“ mit dem Gartenschlauch ab und dann gibt’s auch schon wieder Abendessen – ein üppiges Dreigängemenü, um uns für die Anstrengungen des nächsten Tages zu stärken.

 

26.8.2013: Etappe 3 // Fahrzeit 04:17:00 // 40,0 km // 1500 Hm

 

Es geht weiter das Ötztal hinauf, durch Anton-aus-Tirol-Skiorte mit vielen Touris und Autos. An einer Bushaltestelle am Ortsende von Sölden machen wir Stehrast, um uns vor dem langen Anstieg zum Timmelsjoch – je nach Weltanschauung – ein paar Energieriegel oder Beeren einzuwerfen. Weiter oben kehren wir im Gasthaus Mühle ein. Irgendwie wird Essen bei dieser Transalp sehr groß geschrieben, und die Sorge, mit mehr Kilos anzukommen als bei der Abfahrt, wächst zumindest bei der Autorin… Mit gehaltvollen Tiroler Kasspatzn im Bauch (Tipp im Nachhinein: stoffwechseltechnisch nicht empfehlenswert) radeln wir die gleichmäßige, lange Steigung auf der Timmelsjochstraße hinauf. Gut, dass es an diesem nieseligen Wochentag kaum Verkehr hat! Auf rund 2.500 Meter Passhöhe rasten wir kurz und teilen uns dann auf. Die einen fahren den Trail, die anderen die Teerstraße, es ist empfindlich kalt, die Sicht beträgt mitunter keine zehn Meter, da kann die Motivation durchaus leiden… Die Trailfahrer kommen mit wilden Storys und einer verbogenen Bremsscheibe ins Ziel, den Gasthof Hochfirst. Dort essen wir die „weltberühmten“ Hirtennudeln und beziehen Nachtquartier in einem kleinen 5er-Zimmer. Die Berge über dem Passeiertal, durch das unsere nächste Etappe führt, sind mit Schnee überzuckert.

 

27.8.2013: Etappe 4 // Fahrzeit 06:03:00 // 76,0 km // 1500 Hm

 

Wir fahren über Trails und Straßen durchs Passeiertal hinunter nach Meran, wo plötzlich südländisches Flair herrscht – Sonnenschein, Palmen, Blumenpracht – und essen in einem Terrassencafe Pasta, Pizza und Gelato. Für die kaputte Disk-Brake findet sich in den Geschäften allerdings kein Ersatz. Aus dem Etschtal quälen wir uns in der Mittagshitze über einen steilen Waalweg nach oben, fahren weiter bergan ins Ultental, wo eine von Claus schon lange als etwas sonderbar angekündigte Unterkunft wartet. Wie sich rausstellt, ist es der „Kettensägen-Wirt“ von St. Nikolaus, der aber sehr ordentlich Spaghetti kochen kann und Hammer und Werkbank für die verbogene Disk-Brake parat hat.

 

28.8.2013: Etappe 5 // Fahrzeit 04:11:00 // 40,0 km // 1400 Hm

 

Heute steht mit dem Rabbi-Joch die anspruchsvollste Bergetappe an. In St. Gertraud kaufen wir Proviant und dann geht‘s erst auf leicht ansteigenden Serpentinen durch Lärchenwald, dann über der Waldgrenze immer steiler. Es ist sommerlich heiß, der Nationalpark Stilfser Joch landschaftlich reizvoll, die Härtesten bleiben bis oben im Sattel. Wir erreichen den Pass (2.451m), und vor wir in der Haselgruberhütte verdiente Rast machen, legt ein Teilnehmer im Blockgelände einen filmreifen, verletzungsfreien Stunt-Sturz hin. Es folgt eine „flowige“ Abfahrt über Wiesenhänge; als es dann ins Schottergelände geht, gibt es den nächsten Sturz (eventuell, weil die Berichterstatterin im Bremsweg geparkt hat) mit sicher schmerzhafter Knieverletzung. Wir kommen ins Almgelände, suchen attraktive Trails im Wald, bestehen Rockhopping-Abenteuer an Straßenbaustellen und erreichen schließlich unseren Übernachtungsort Dimaro im Val di Sole, Trentino, wo wir in einem komfortablen Hotel mit Wäschewaschservice nächtigen. Abends ziehen wir in Hotelschläppchen los, um im Ort ein Restaurant zu finden.

 

29.8.2013: Etappe 6 // Fahrzeit 04:45:00 // 37,5 km // 1700 Hm

 

Wir fahren über landschaftlich reizvolle Bergwaldwege nach Madonna di Campiglio, dann suchen und finden wir einen Geheimtipp von Claus, ein im Wald verstecktes Agriturismo, wo wir ein wunderbares Mehrgänge-Menü und in den bereitstehenden Liegestühlen die Sonne genießen. Wir sind nun im Naturpark Adamello-Brenta, radeln über Almgelände zum Bärenpass (1.847) und sausen dann je nach Lust und Laune entweder auf einfacheren Forstwegen oder schwierigeren Trailpassagen zu unserem Übernachtungsziel, dem wunderbar ruhig gelegenen „Albergo Brenta“ im Val d’Algone mit spektakulärem Blick auf die Felswände der Brenta.

 

30.8.2013: Etappe 7 // Fahrzeit 04:51:00 // 58,0 km // 1200 Hm

 

Wir radeln talauswärts, genießen die rasante Abfahrt auf steilen Teerstraßen mit dunklen Tunnels, queren in Ponte Arche den Sarca-Fluss, fahren über Comano in die Gardaseeberge, bekommen den ersten Ausblick auf den Gardasee, drehen anschließend auf Trails eine landschaftlich reizvolle Ehrenrunde mit Essenseinkehr im Ristoro San Giovanni und fahren dann einen letzten Trail, der dem alten V-Brake-Hardtail-Radl der Autorin das Letzte abverlangt, hinunter zum Lago. Nun gilt es, das obligatorische Bad im See zu nehmen und Gruppenfoto zu machen. Schnell noch ein Eis bzw. Bier am Lido, dann beziehen wir unsere Pension in Torbole, machen uns stadtfein und finden eine Pizzeria für unser Abschlussessen.

 

[Achter Tag (31.8.)]: Vier der Teilnehmer machen sich auf per Radl (insgesamt 82 km) und per Zug (Rovereto – Brenner und ab Innsbruck mit mehreren Unterbrechungen) auf den abenteuerlichen Heimweg.

 

Ein ganz herzliches Dankeschön an Claus, der mit Co-Guide Basti unsere kleine Gruppe mit der richtigen Mischung aus Kompetenz, Humor und Autorität auf einer ungewöhnlichen, sehr reizvollen Route sicher und mit viel Spaß über die Alpen gebracht hat. Die Organisation war perfekt; und wir hatten auch das Glück, ohne größere Unfälle und Pannen unser Ziel zu erreichen –eine rundum gelungene Tour!

Anja von Werden