Der Säuling

Hoch und mächtig, schicksalsträchtig, hoch erhaben …, so beginnt ein bekanntes Stück von Wolfgang Ambros. Wir hatten uns am Samstag aber nicht den Watzmann in Berchtesgaden, sondern den Säuling (2047m) vorgenommen. Auch dieser Berg erhebt sich hoch und mächtig über den Städten Füssen und Reutte und über dem Forggensee.

 

Treffpunkt und Abfahrt bereits um 7h am Edeka-Parkplatz in Penzberg. Zehn Teilnehmer hatten sich eingefunden und wollten diesen Berg „unterkriagn“. Bei strahlend schönem Wetter geht es über Ettal dem Ammertal entlang zum Plansee. Das Navi lässt uns problemlos die verschlungenen Wege zum Parkplatz des Säuling-Hauses nahe dem Ort Pflach in Österreich finden.

 

Beginn des Aufstiegs um 8h30. Über schattige Waldwege erreichen wir bereits um 10h das Säulinghaus bei 1720m und machen kurz Rast. Ausgeschriebene Gehzeit von hier aus zum Gipfel beträgt eine Stunde. Da wir gut in der Zeit sind, beschließt die hohe Leitung, doch eine Rundtour um den angrenzenden Pilgerschrofen zu machen und dann von der Nordseite aus aufzusteigen („nur um den Felsen rum“, erst vom Tal aus sieht man, was der Pilgerschrofen für ein Massiv ist). Der Ausflug verspricht malerische Ausblicke auf den Alpsee, den Forggensee und die Königsschlösser.

 

Zudem lernen wir Nord- und Südaufstieg kennen. Wir marschieren also los. Der Weg führt uns kontinuierlich bergab, wir verlieren an Höhe, Ausblicke bleiben uns durch dichte Wolken- und Nebelschwaden vorenthalten. Die ersten Teilnehmer beginnen sich mit der neuen Situation abzufinden und fragen nach den Führungszeiten in den Königsschlössern. Nach einer Stunde Gehzeit treffen wir bei ca. 1500m Höhe auf den Nordaufstieg zum Säuling. Ausgeschriebene Gehzeit zum Gipfel von hier aus 2 1/4 Stunden.
Jetzt werden Stimmen laut, die z.B. das Wiedereinführen des „Haberfeldtreibens“ konkret ins Auge fassen. Aber es nützt nichts, wir marschieren wieder bergauf. Die gute Kondition aller Teilnehmer macht das auch problemlos möglich. Über leichte Klettersteige geht es nach oben. Nur selten tut sich eine Wolkenlücke auf, die einen Blick ins Tal ermöglicht.

 

Schließlich erreichen wir die Gamswiese, einen Sattel unterhalb des Säulinggipfels. In leichter Kraxelei geht es weiter zum Gipfelkreuz, bei dem wir schließlich gegen 13h15 ankommen.
Sonnenschein, Blick auf Reutte und den Lech, aber ansonsten eingeschränkte Sicht durch die Bewölkung. Nur kurzzeitig wird der Blick auf Füssen, den Forggensee und den Tegelberg frei.
Wir steigen auf der Tiroler Seite des Berges über einen bröseligen Klettersteig wieder ab zum Säulinghaus. Auf der sonnigen Hüttenterrasse, bei einer Halben Bier, einem Bergsteigeressen und sonstigen Genüssen sind alle Mühen schnell vergessen.

 

Beim weiteren Abstieg durch den Wald ins Tal lösen sich bei irgendjemandem die Schuhsohlen von den Bergstiefeln. Erst die eine und kurz darauf die andere (Schuhe wie neu, stehen aber seit 15 Jahren im Keller). Auch dieses Problem kann mit Hilfe von ein paar Schnürsenkeln provisorisch gelöst werden. Schließlich erreichen wir unsere Autos auf dem Parkplatz in Pflach.
Ich beschließe den doch sehr schönen und ereignisreichen Tag zuhause am Fuße der Kanapee-Nordwand und freue mich, dass die Anspannung in den Beinen langsam nachlässt.

Wolfgang Scherl