3 Tagestour im hintersten Ötztal unter der Wildspitze

unsere Tourenbericht, gefertigt von Johanna
Di. 22. – Do 24. August 2017

Wir wählen die Anfahrt über Mittenwald – Leutasch – Telfs, die abwechslungsreich und landschaftlich sehr schön ist, jedoch etwas länger dauert, weil Kurven und Ortschaften. Eben keine große Bundesstraße und Autobahn, wie GAP – Fernpass – Imst, wofür sich diejenigen entscheiden, die es eilig haben.

Um 11.00 Uhr kommen wir an der Talstation der Stableinbahn in Vent (1900 m ), im hinteren Ötztal an. Ungefähr 400 hm können wir mit dem gemütlichen alten Sessellift (warm anziehen, wenn es kalt wird, der Lift fährt sehr langsam!) überwinden. Der Weg zur Breslauer Hütte auf 2844 m, unserem 1. Quartier, ist nicht zu verfehlen: Breite ausgetretene Pfade, viele Leute, die sich bis zur Breslauer Hütte vorwagen – zum Kaffee trinken oder Brotzeiten . Der Weg dorthin ist einfach!
Dagegen ist der Anstieg zum „Wilden Männle“ (3020 m) schon eher eine alpinistische Herausforderung. Nachdem wir unsere Rucksäcke an der Hütte erleichtern konnten, war der drahtseilversicherte Steig über den Rofenkarferner gut machbar. Aber sicher nichts für Schwindelige und Nicht-Trittsichere! Von oben, nach 1 ¾ Stunden Aufstieg, einige Gegenanstiege , sehen wir gut in den Rest vom Rofenkarferner hinein und genießen einen großartigen Rundblick auf die Gipfel (z.B. Wildspitze) und Gletscher. Wir entscheiden uns für den Normalabstieg, vervollständigen so die Runde und haben auch hier spannende versicherte Steige.

Dieses Gipfelerlebnis – für manche die erste Dreitausender Besteigung – ist die Krönung unseres ersten Tages; Alles passt: Wetter, Aussicht in die Bergwelt und eine harmonische Gruppe.Natürlich stoßen wir darauf am Abend in der gemütlichen Hütte, nach einem guten reichlichen Halbpensions-Menü (2 Spinatknödel in einem Suppenteller voll zerlassener Butter) mit einemvon Beate (1. Dreitausender Besteigung) spendierten Gipfelschnaps, an. Ein herrlicher Tag, unvergesslich, Prost!

Das rasche Erreichen der Höhe von 3000 m hat uns nachts etwas Kopfschmerzen beschert. Dennoch sind wir am nächsten Tag unserer Ötztalrunde, bereits um 7.30 Uhr beim Frühstück und gut eine Stunde später auf dem Seuffertweg, in Richtung unseres nächsten Zieles: Hochjoch-Hospiz (2413 m) . Viele Höhenmeter stehen uns bei dieser Querung nicht bevor, aber immerhin 11-12 Entfernungs-Kilometer. Viele weite Blicke, aber auch unwirtliches Geröll, karge Steilhänge, immer wieder stark verzweigte Gletscherbäche, laut rauschend, manchmal tosend das Gletscherwasser zu Tal bringen, charakterisieren diese Route.

Eine willkommene Unterbrechung ist die Vernagthütte (2755 m), die ebenso gemütlich, wie die anderen Hütten, mit holzgetäfelten Gasträumen und freundlichen Wirtsleuten, ein kleines bisschen in allem hervorstach.
In unserer Mittagspause auf der Vernagthütte fanden wir die vielen Informationen zum Rückgang der Gletscher besonders interessant.

Ab 13.00 Uhr geht es nun das letzte Stück zum Hochjoch-Hospiz, unserem 2. Nachtquartier. Noch knappe 2 Stunden an teilweise recht steilen Geröllwänden entlang, Schafe immer wieder auf dem Weg und ein paar Murmeltiere. Wer genau hinschaut bei den vielen „Schaupausen“, der entdeckt auch verschiedene kleine Vögel, robuste Bergblumen und Flechten. Auch eine scheinbar karge Landschaft lebt bei genauer Betrachtung auf.
Angekommen in der behaglichen Hütte freuen wir uns wieder auf das Hüttenessen, das auch etwas Vegetarisches (Krautfleckerl!? — Immer nachfragen, was das ist!) zu bieten hat.

An Geselligkeit mit viel Lachen, verschiedenen Spielen (Mensch-Ärgere-Dich-Nicht, u.a.) und Unterhaltung fehlt es sowieso nicht. Dafür sorgen wir in unseren kleinen Gruppe schon selbst. Alles andere, tolle Berge und grandiose Landschaften, Gletscher und Gletscherbäche, gemütliche Hütten und köstliche Versorgung wurde uns einfach dargeboten.

Bereits etwas akklimatisiert schlafen wir diese Nacht alle gut und sind bestens ausgeruht für den Rückweg. Selten, dass ein Abstieg noch so viele außerordentliche Höhepunkte und Erlebnisse bietet!

Vor uns und rechts von uns sehen wir in spektakuläre Schluchten und Felsformationen, wo ganz weit unten die Ötztaler Ache tosend ins Tal rauscht. Mehrere Schafherden mit Lämmchen weiden ganz nah am Abgrund der Felsschlucht, die mindestens 80 – 100 m tief ist. Uns wird vom Zusehen bang und schwindelig , die Mutterschafe sind entspannt und die Lämmchen springen herum. Auch auf der linken Seite tun sich hohe Felsentürme auf, die die reißenden Gebirgsbäche einschließen und jeden Wanderer zum Stehenbleiben, Staunen und Fotografieren anhalten.

Der Morgen des Rückweges von der Hochjoch-Hospiz-Hütte nach Vent ist angenehm kühl und auf dem Weg am Rande der schattigen Schlucht haben wir immer wieder sonnige Wegstrecken. An einer dieser sonnigen Stellen sammele ich eine Handvoll Wacholderbeeren, die über den gesamten Winter reichen.
Neben den vielen Wacholdersträuchern gibt es auch die leuchtend roten Preisselbeeren;

Der Rofenhof (2014 m) – eine große Gaststätte mit herrlicher Sonnenterrasse – ist schon in Sicht, da müssen wir noch eine Rofen-Weide mit wunderschönen Pferden (österreichischen Norika, eine Haflinger-Art) , passieren. Hier die letzten Erinnerungsfotos an unsere 3-Tages-Ötztal-Tour, so schön wie auf kitschigen Postkarten, aber alles in echt!

Beate will noch eine Weile die spätersommerliche Bergsonne und Berglandschaft genießen.
Da bleibt Zeit, um die historische Kapelle bzw. den Altar, der vor rund 100 Jahren von Süden her, über das Pitztal nach Rofen gebracht wurde. Das Ötztal wurde in früheren Zeiten von Süden, vom Schnalztal her versorgt , nicht wie heute von Norden über das Inntal. Eine kleine Tafel vor der Kapelle klärt uns über die Legende vom „Wilden Männle“ auf , und rundet unseren Ausflug in die hinteren Ötztaler trefflich ab. Die romantisch – tragische Geschichte vom „Wilden Männle“ verraten wir euch hier nicht, damit ihr Lust bekommt uns das nächste Mal zu begleiten und selbst noch Vieles zu entdecken, was in dem kurzen Bericht hier keinen Platz fand.

Die Venter Gemeinde schmückt die letzte Wegstrecke zum Dorf seit 2014 mit einem Pfad von Skulpturen, in denen Künstler ihre Kunstwerke mit den Naturwerken verbinden. Eine schöne Anregung für Kunst- und Naturliebhaber und für uns der sanfte Übergang von der rauhen, gewaltigen Naturlandschaft wieder zurück in die Zivilisation.

Bevor wir wieder ganz daheim sind in Penzberg, steigen wir noch an der Buchener Höhe (bei Leutasch in Tirol) aus, das Inntal haben wir schon hinter uns gelassen und sind die steilen Serpentinen von Telfs hinaufgefahren, und schauen uns noch einmal um, einen grandiosen Blick ins Inntal von der Terrasse der Ropferstuben zu genießen. Genuß plus!

Bis zum nächsten Mal!