Olperer – Abschluss der Hochtourensaison

Mit von der Partie: Claudia, Elisabeth, Bernhard, Andreas, H-G und Kai (unser Profi-Fotograf: Danke für die Bilder!)

 

Vorgeschichte
Endlich hatte es geklappt: im dritten Versuch haben wir – ja genau: SCHLAFPLÄTZE auf der brandneuen Vorzeigehütte des DAV ergattert! Dazu braucht man übrigens nichts weiter zu tun, als schon im Januar für September zu reservieren. Juli und April hatten sich nämlich bereits in den beiden Vorjahren als zu spät erwiesen.
Die Verhältnisse waren herbstlich sonnig, im Hochgebirge aber eher winterlich. Einen halben bis einen Meter Schnee hatte die Recherche ergeben. Ob man da den Gipfel erreichen würde? Ob man überhaupt losgehen soll?
Eine kurze Umfrage unter den Teilnehmern machte schnell klar: Gipfel wär schon schön, aber eigentlich geht’s uns mehr um das Bergerlebnis: Abenteuer, draußen sein, nochmal Sonne tanken, zusammen unterwegs sein. Ok, unter der Voraussetzung kann‘s losgehen!

 

Ein sonniger Start
Dem Hüttenzustieg im Hemd folgte eine kleine Akklimatisierungstour („hoch gehen, tief schlafen“) auf den Riepenkopf, wo wir einen ersten Eindruck von der Schneelage bekamen (JA, Gamaschen können SEHR nützlich sein), die Sonne und die Aussicht genossen. Es folgte ein ebenfalls „sonniger“ Hüttenabend, der nicht nur durch einen atemberaubenden Panorama-Sonnenuntergang, sondern auch durch einen sehr sehr lustigen Einstieg in die Geheimnisse des Schafkopfens geprägt war. So sahen es mindestens die Preußen unter uns: Danke dafür! Die Nacht verlief ansonsten weitgehend ereignislos, sieht man davon ab, dass die leicht alkohollastigen Leute im Nachbarzimmer erst nach deutlichem Hinweis auf die massive Hellhörigkeit der massiven Holzwände ihr gar fröhliches Treiben einstellten.
Da kein spaltengefährlicher Gletscher auf dem Weg liegt, konnten wir für einen derart hohen Berg (3.476 m) sehr spät aufstehen und gemütlich frühstücken, so gegen 6.30 ging’s dann los. Zunächst noch schneefrei, aber schon bald in verschneites Blockgelände. Eigentlich ist solches nur für masochistisch veranlagte Freunde des zerschrammten Schienbeins oder mit modernen Schienbeinschonern zu ertragen – dankenswerterweise hatte es aber eine Gruppe der Sektion Oberland schon am Vortag unternommen, sämtliche Löcher und Kanten frei zu räumen und ordentlich zu markieren (die Schienbeine des Tourenführers sahen wirklich nicht gut aus!). So kamen wir gut voran und näherten uns durch 30 cm Pulverschnee am Schneegupf dem Gipfelaufbau. Der besteht aus feinstem, rauhen, gelben Granit und immerhin konnten wir etwas davon in einem kurzen Klettersteig, völlig schneefrei und sonnig warm genießen. Lediglich das Kratzen der Steigeisen am Feld störte etwas die Harmonie.
Gipfelgrat
Der Steig führt etwas abdrängend auf den eigentlichen Gipfelgrat. Und hier konnte man den Tourenleiter erstmals richtig fluchen hören: der Grat ist stellenweise nur 1,5 m breit, fett verschneit und links und rechts geht’s zum Ausgleich bloss ein paar hundert Meter hinunter. Falls man die bei einem Absturz überlebt, landet man links in einer Gletscherspalte, recht in der Halfpipe des „Sommerskigebiets“, wo man Chancen hat, von einem der vielen übermotivierten Snowboarder zerlegt zu werden. Nicht wirklich attraktiv. Andererseits ist der Grat eigentlich nicht schwierig. Eigentlich eher so Gehgelände. Bloß etwas steiler und verschneit. So wie die Mädels und Jungs drauf sind, packen die das locker! Was also tun? In die Überlegungen des Tourenleiters mischt sich die Erkenntnis aus der letzten Fortbildung: bei Absturzgefahr wird gesichert – und zwar lückenlos! Also Seile raus, Fixseil gelegt, alle Teilnehmer eingebunden – auch wenn’s dauert.
Und so stehen wir irgendwann vor der Schlüsselstelle. Eine steile, glatte, sehr ausgesetzte Platte, ca. 10 m lang, auf der 30-50 cm Schnee kleben. Irgendwo unterm Schnee stecken die beiden Sicherungsbügel, die ein gefahrloses Hinüberqueren ermöglichen würden. Mit Hilfe von 2 Südtirolern, die da auch schon warten, wird die Platte zumindest teilweise freigeräumt, von den Bügeln ist aber nach wie vor nix zu sehen. Und ganz ohne …? Bei dem scharfkantigen Granit müsste man eigentlich ein Hangelseil legen, dann das Sicherungsseil dazu. Das dauert wie lange? Und wie lang ist der Grat dann noch – ca. 200 m, 300 m? Eine schnelle Berechnung ergibt, dass wir für hin und zurück, alles mit Fixseil gesichert, viel zu lange brauchen würden. Gemeinsam entscheiden wir uns zur Umkehr, auch wenn´s bloß noch 50 Höhenmeter wären … Schade!
Abstieg und Ausblick
Der Abstieg gestaltet sich noch einmal spannend, da wir über den Klettersteig abseilen, auch die beiden Südtiroler nutzen gerne das Fixseil und unsere eingerichtete Abseilstelle. Auch die vielen Löcher im Blockgelände erfordern nochmal volle Konzentration, bis wir uns endlich auf der Hüttenterasse bei Kaffee, Kuchen und Sonnenschein entspannen können.
Tja, dann werden wir wohl noch einmal wiederkommen – wenn der Grat schneefrei ist und wir dann das Klettern im sonnenwarmen, bombenfesten Granit genießen können, der „reibt wie die Sau“. Denn schließlich gelten immer noch die Regeln des Kletterclubs von Joe aus Neuseeland: „Come back alive, come back friends, climb the mountain“. In genau der Reihenfolge.

Bericht: Hans-Georg
Fotos: Kai Mewes