MTB-Fahrtechnik-Special Wochenende

Ein Wochenende mit Höhen und Tiefen in der Oberpfalz

 

Freitag 14:30 Uhr, Abfahrt Penzberg. Wetter schlecht, Laune gut. München 15:00 Uhr, 1km vor dem Luise-Kieselbach-Platz. Wetter noch schlechter, Laune abnehmend.

München 15:45 Uhr, endlich Luise-Kieselbach-Platz. Wir sind wieder im Rennen, wären da nicht noch ständig Meldungen über zähfließenden Verkehr mit Stauungen bis Pfaffenhofen und 30km stockend rund um Nürnberg. Wie konnten wir uns auch darauf einlassen zum Radln Richtung Norden zu fahren? Kirchenreinbach in der Oberpfalz, wo ist das eigentlich? Mit nur einer Stunde Verspätung haben wir die 250 km dann doch in guten 4 Stunden geschafft. Erschöpft aber froh beziehen wir unsere Zimmer im Gasthaus Goldene Krone, unserem Zuhause für die nächsten Tage im idyllischen Kirchenrainbach. Gesäumt von waldigen Hügeln und durchzogen von kleinen verwundenen Bächen, nicht zuletzt mangels Handyempfang, der ideale Ort zum Abschalten.

 
Und dann geht’s auch gleich los. Kurze Vorstellungsrunde vor dem Essen. Mhh, endlich was zu Essen. Nur freitags Pizza aus dem Steinofen, da fällt die Wahl trotz zahlreicher anderer Verlockungen auf der Speisekarte doch eindeutig aus. Aber wir waren ja nicht nur zum Essen da. Und so erging nach dem Essen noch der Befehl Räder abmontieren und in die Garage. Brr, und das bei Dauerregen und gefühlter Eiseskälte. Aber wie sich gleich herausstellt, sind wir alle richtig im Kurs. Zwar bekommen wir die 7 Punkte des 7 Punkte-Bike-Checks mit Müh und Not schon zusammen, aber das alles schon mal vor dem Losradeln überprüft? Fehlanzeige. Und wie steht’s mit Ihnen? Bremse, Lenker, Sattel, Schnellspanner, Pedale (und Gegenstück bei Klickschuhen), Räder und Helm vor jeder Ausfahrt geprüft? Ab jetzt hoffentlich schon und sonst gleich für den nächsten Kurs anmelden. Noch schnell ein paar Optimierungen an Sitzpositionen und Federgabeln vorgenommen und dann ist es auch schon bald Mitternacht. Puh, noch keinen Meter geradelt und schon erschöpft.

 
Der nächste Morgen zeigt sich trocken und nach einem Frühstück, das keine Wünsche offen lässt, geht es wohl genährt und gut gelaunt los. Am Ortsrand befindet sich ein Firmenparkplatz mit angrenzendem Schotterweg. Das ideale Trainingsgelände. Für heute auf dem Lehrplan: Effektiv Bremsen. Leider ist die effektivste nicht die schönste Form des Bremsens und so gewöhnen wir es uns nach und nach ab Bremsspuren zu ziehen und mit blockierendem Hinterrad um die Kurve zu driften. Wirklich eine Wissenschaft für sich dieses Bremsen. Unter den aufmerksamen Augen von Claus und Basti dürfen wir uns dann noch um den kürzesten Bremsweg duellieren. Bei späterer Videoanalyse zeigte sich, dass es bei den Meisten noch etwas an „Beherztheit“ gefehlt hat, aber soweit so gut.

 

Anschließend noch Berg an und Berg ab fahren. Wie schon in der Fahrschule so auch im MTB Kurs vom Fahrschüler gefürchtet. Aber Übung macht den Meister und so wird dann auch klar, wo Bremsspuren auf der Hose ihren Ursprung finden, wenn man mit dem Po am Hinterreifen reibt, um die perfekte Rücklage zu bekommen. Nach einer kleinen Stärkung, oder auch einer etwas größeren, denn eine wirklich kleine Portion gibt’s in der Goldenen Krone nicht, geht’s zur ersten Ausfahrt in die umliegende Prärie. 600 Hm und 20 km verspricht uns der Tourenplan. Klingt wie eine Blombergrunde, aber weit und breit kein Berg zu sehen? Neugierig folgen wir unseren Guides hinaus in die Wälder. Hügel rauf, Hügel runter. Dafür, dass es kaum eine Erhebung von mehr als 50 Hm gibt, geht es meist ganz schön steil zur Sache.

 
Serpentinen, Fehlanzeige. Hier geht der Weg meist senkrecht zum Hügel. Das perfekte Übungsgelände, um sich steile Rampen hinauf zu plagen. Und sich dann aber auch gleich wieder mit einem der vielen Singletrails hinab zu belohnen.

 
Wirklich eine tolle Gegend. Doch dann ereignet sich das Tief des Kurses. Ein Sturz, schwer genug für den Krankenwagen. Hier zeigt sich ein weiteres Plus der Gegend. Man ist nie weit vom nächsten Ort entfernt. Zwar dauert es eine gefühlte Ewigkeit bis sich der Jeep der Bergwacht zu uns den steinigen Pfad hinaufkämpft, aber wir wissen unseren Kollegen bald in guten Händen. Ein einschneidendes Erlebnis für uns Alle. Es wird klar, dass Mountainbiken, so schön es auch ist, immer ein gewisses Risiko mit sich bringt. Und so ist jeder auf dem Rückweg in Gedanken. Später erfahren wir, dass zwar viele Stiche nötig waren, jedoch keine gefährliche Verletzung vorliegt. Als wir noch hören, dass Claus einen Gruß an die Küche ausrichten soll, ist dies erleichternd zu hören. Hunger und Humor sind trotz Sturz nicht beeinträchtigt. Die Kässpatzen vom Mittagessen, hatten zum Glück den ganzen Tag satt gemacht, denn im Krankenhaus gabs nichts mehr zu Essen.

 
Unser Abendprogramm startete nach einem weiteren üppigen und leckeren Mahl. Youtube Videostunde. Das Ziel für die verbleidenden Kurstage war klar. Der Bunny Hop. Alles was es braucht ist coole Musik im Hintergrund, Vorderrad anheben, Hinterrad anheben und das Hindernis lässig überspringen. Um die Technik auch sauber zu erlernen, das ganze ohne Klickis. Sonst bescheißt noch einer beim Hinterrad anheben und zieht das Fahrrad mit den Klickis hoch. Das wäre doch gelacht. Mir ist bis heute rein physikalisch noch nicht klar wie um alles in der Welt dieses Hinterrad plötzlich entgegen der Schwerkraft in die Luft kommen soll. Wie so oft (die meisten von uns im Kurs waren Hardtailfahrer) muss es am Fully liegen 😉

 
Neuer Tag neues Glück. Heute lacht die Sonne vom Himmel. Auf dem Übungsparcours geht’s rund ums Thema Gleichgewicht und enge Kurven. Und so schlängeln wir uns im Schneckentempo durch diverse Slalomstrecken. Höhepunkt des Vormittags wird dann das nennen wir es „Überwinden“ von bis zu zwei Paletten. Noch kein Bunny Hop aber doch schon eine ganz schöne Herausforderung. Doch gut ausgerüstet mit Schützern und Hilfestellung für den Fall der Fälle ist kein Hindernis zu groß.

 
Für den Nachmittag machen wir uns wieder auf ins Umland. Ziel ist heute der Biergarten auf der hohen Zant. Immerhin 150 Hm gilt es dazu am Stück zurückzulegen. Oben angekommen erwartet uns jedoch kein kühles Bier sondern die ersten Vorboten eines Gewitters. Der Trail zurück ins Tal hätte uns normalerweise für Stunden gefordert. Gespickt mit der ein oder anderen kniffligen Stelle hätte es viele Übungsstellen gegeben. Und auch Hindernisse, die einige erst nach gutem Zureden von Claus und Basti in Angriff genommen hätten. Doch mit dem Gewitter im Nacken hat sich der viel gepriesene „Flow“ eingestellt, den es für so einen Singletrail braucht. Und schwupp die wupp waren alle im Tal und fasziniert wo man gerade runtergebrettert ist. Die nächste halbe Stunde verbringen wir in einer rettenden Bushaltestelle. Zeit über das Abendessen nachzudenken. Für heute haben wir alle Schäuffele bestellt. Als wir diese am Vorabend bei anderen Gästen gesehen hatten, war klar dass wir nicht ohne diese Spezialität abreisen konnten. Knusprige Schwarte, zartes Fleisch, ein Traum von einem Braten. Und nach dem Schmaus konnten wir noch mit der Köchin anstoßen. 40 Jahre Kirchenreinbach gab es zu feiern – Erfahrung, die man schmecken konnte. Und so verbrachten wir einen vergnügten Abend mit der Wirtsfamilie, um den vierzigsten Hochzeitstag der alten Wirtin zu feiern.

 
Über Stock und Stein, über Wiesen und Felder und durch Wälder der Oberpfalz ging es am Montag das letzte Mal. Ziel war diesmal das kleine Örtchen Neutras, wo es so einen guten Kuchen gibt. Hügel rauf, Hügel runter und nochmal eine enge Kurve. Nun hatten wir den Dreh raus. Leicht und locker den Berg hinauf und stehend auf den Pedalen, mit dem Popo nach hinten den Berg hinunter. Die verdiente Mittagspause wartete schon im Gasthaus „Zur Res´n“ in dem beschaulichen Neutras. Mmmmmh….lecker dieses Mittagessen. Gestärkt mit Kuchen, Spaghetti oder Eiscafe ging es auf die letzte Etappe wieder zurück nach Kirchenrainbach.

 
Wir haben nun noch einmal gut 20 km und 600 Hm in unseren Beinen. Zurück in der „Goldenen Krone“ gab es noch eine kleine Abschlussrunde, bei der wir die letzten 3 Tage Revue passieren ließen. Wir haben viel gelernt und viel Spaß gehabt.

 
Was bleibt? Alllmmäääächd! Ein tolles Wochenende an der frischen oberpfälzischen Luft, vielen Eindrücken aus der Natur und vor allem mehr Wissen über Sicherheit und Techniken fürs Radl fahren. Anja, Lothar, Andi, Jörg, Pamela, Sabrina, Martina, Stefan und Verena sagen danke an Claus und Basti für ein super MTB Wochenende!

Stefan Ettinger