Hochtourentage, die keine waren …
Monatelang hatten wir schönes Wetter, Sonnenschein und warme Luft – von letzterem sogar so viel, dass die Gletscher weit hinauf aper waren. Doch kaum nahten unsere Tourentage in den Ötztaler Alpen, schrumpfte nicht nur die Gruppe, es stellte sich auch die Großwetterlage um: Westwetterlage bedeutet sehr wechselhaftes Wetter, fast wie im April. Da die Ötztaler am Hauptkamm liegen, kann man hier mit etwas Glück dennoch ganz gutes Tourenwetter erwischen, und am Anfang war das auch so:
Die Wanderung in’s hintere Rofental hinein ist landschaftlich sehr schön, dennoch hatte der eine oder andere Tourenteilnehmer ein wenig mit zu viel Gepäck oder zu wenig Training zu tun – egal, wir hatten ja Zeit und so kamen wir gegen Mittag bei der Vernagthütte an. Zimmer beziehen, etwas Leckeres aus der Speisekarte testen und danach noch eine kleine Akklimatisationstour auf die Hintergraslspitzen: anders als in den Führern beschrieben ist der Weg ab ca. 2.900 m fast vollständig versichert und ganz schön luftig. Die Tour erlaubte einige interessante Einblicke in das Gletscherbecken unter dem Fluchtkogel (eines unserer Tourenziele): auch hier, wie schon am Piz Palü: Blankeis, steile Zustiege in die Scharten, offene oder zerrissene Bergschründe. Das war einmal eine gemütliche Anfängertour, diesmal sah es nach richtig Arbeit aus. Die Hintergraslspitzen ganz zu erreichen wurde durch aufkommenden Regen und das herannahende Abendessen auf der Hütte verhindert – wir hatten schließlich unser Hauptziel (über 3.000 m wegen der Höhenanpassung erreicht) und der Abstieg über nassen und geschliffenen Gneis ist ja auch niciht so ohne.
Für den nächsten Tag war der Wetterbericht eher lausig, also Ausweichziel anpeilen: Hochjochhospiz. Dieses wurde über die Mittlere Guslarspitze (3.128m) erreicht, eine sehr schöne hochalpine und mittlerweile eisfreie Wanderung, die sich wegen der Aussichten und der netten Atmosphäre in der Hütte wirklich lohnt. Und wegen der Hauswürste vom Ötztaler Bergschaf mit Kraut.
Das Wetter hielt sich übrigens nicht an die Vorhersage, es war sogar ganz ordentlich …
Das war am nächsten Morgen leider anders: die Kaltfront kam pünktlich an, brachte Neuschnee, Wolken und Wind bis 70 km/h auf Gipfelniveau.
Wir entschieden uns, anders als einige wirklich sehr hart gesottene Tschechen, für den Abstieg, nahmen allerdings einen kleinen Umweg über die Breslauer Hütte (tausche Gletscherkrampf gegen Kuchenmampf) in Kauf: eine herrliche Höhenwanderung durch eine einsame Berglandschaft im Pulverschnee. Dann war nur noch der Abstieg nach Vent zu bewältigen.
Natürlich war da ein wenig Enttäuschung wegen der entgangenen Touren und vielleicht auch Wehmut wegen des Zustandes der Gletscher– gleichzeitig aber auch Freude an einer Vielzahl schöner unerwarteter Erlebnisse und an einem guten Miteinander in der Gruppe! Schee war’s, gerne wieder!
Mit von der Partie: Florian, Martin, Dirk, Hans-Georg