Ungewohnte Ausblicke auf die neue Heimat – A.L.M.-Wanderung auf den Teufelstättkopf

Von Unterammergau auf den Aussichtsgipfel des Teufelsstättkopf (1758 m) in den Ammergauer Alpen führte die erste A.L.M.-Tour der Sektion Neuland gemeinsam mit jungen Geflüchteten am vergangenen Freitag.
Das Projekt Alpen.Leben.Menschen (A.L.M.) ist ein Gemeinschaftsprojekt vom Malteser Hilfsdienst und dem Deutschen Alpenverein, mit dem Ziel, Flüchtlingen das Ankommen in Deutschland zu erleichtern und durch gemeinsam in den Bergen verbrachte Zeit einen Beitrag zur Integration zu leisten.

Bei herrlichem Sonnenschein startete die 12-köpfige Gruppe am Morgen in Richtung Pürschling. Da die Schleifmühlklamm aufgrund eines Felssturzes kurzfristig gesperrt war, konnten die Blicke auf die verlockend kühlen Wasserfälle in der Schlucht leider nur vom breiteren Wanderweg aus erhascht werden. Auch wenn dem einen oder anderen zu Beginn der Tour der Sinn verborgen blieb, warum sich die Deutschen an einem heißen Sommertag gerne quälen, „nur“ um einen Berg zu besteigen, so schlugen sich die jungen Männer aus Afghanistan, Pakistan, Nigeria und Kongo tapfer und mit erstaunlicher Energie. Für einige war dieser Ausflug das erste Mal, dass sie Gelegenheit hatten, die bayerische Bergwelt zu entdecken, andere waren schon bei früheren A.L.M.-Touren mit der Sektion Tutzing dabei und kamen mit Begeisterung ein weiteres Mal mit.
Als sich die Gruppe über den Unterschied zwischen „Urlaub“ und „Pause“ einig war, entschied man sich für letzteres an der kleinen Josephskapelle. Aber auch nach Bewältigung des restlichen Anstiegs bis zum Pürschling wollten alle noch höher hinauf. Nach 870 Höhenmetern erreichten schließlich alle den Gipfel des Teufelstättkopfes mit seiner fantastischen Aussicht. Müde, beeindruckt, aber auch merklich stolz, mancher auch ein wenig skeptisch angesichts der steil abfallenden Felsen am Gipfelkreuz wurden eifrig Erinnerungsfotos geschossen.
Nachdem alle beim gemeinsamen Picknick wieder zu Kräften gekommen waren, lief der Abstieg dann fast wie von selbst. Für Überraschung an diesem heißen Tag sorgten die kalten Temperaturen eines Gebirgsbaches, in dem die überhitzen Füße Abkühlung fanden.
Zum krönenden Abstieg genossen die „Kinder in den Männern“ unter lauten Juchzern und mit strahlenden Gesichtern noch eine rasante Abfahrt mit der Sommerrodelbahn – ein völlig unbekanntes Erlebnis.

Die gemeinsame Unternehmung von Mitgliedern des Alpenvereins, des Unterstützerkreises und der in Penzberg wohnenden Asylbewerber war für alle ein besonderer Tag und ein voller Erfolg. Bei der Bewältigung von körperlichen Herausforderungen in der bayerischen Bergwelt konnten die Sorgen, die Frustration und die Zukunftsängste, die sonst den Alltag der meisten Geflüchteten prägen, für einen Tag beiseite geschoben werden und Platz machen für Begegnung, neue Erlebnisse und völlig ungewohnte Perspektiven auf Deutschland. Und am Ende des Tages hatte jeder seine ganz persönliche Antwort auf die Frage gefunden, worin der Sinn der „Quälerei“ am Berg besteht.

Anke Ringel