Hochtourenkurs für Einsteiger

Bericht Hochtourenkurs 19.08. bis 22.08.2022, Weisskugelhütte

Am Freitag um 7:00 morgens fahren wir zu sechst mit 2 Autos nach Melag am Reschensee. Etwas erbost nehmen wir die 35€ Parkgebühr pro Auto zur Kenntnis, aber es hilft ja nix. Immerhin ist das Wetter ganz passabel. Der Wetterbericht hatte ja für heute Dauerregen verkündet. Nach knapp 2 Stunden sind wir auf der Weisskugelhütte. Außer uns sind nur 2 Gruppen da, alles ist angenehm entspannt. Wir haben sogar einen eigenen Schlafraum nur für uns. Nach kurzer Brotzeit geht’s ab nach draußen zum Knoten lernen. Mit den Standardknoten (Achter, Ankerstich, Mastwurf, Halbmast, Prusik usw.) sind wir recht zügig durch, da bleibt noch genug Zeit für eine erste Spaltenbergungsübung in den Wiesen neben der Hütte. Jeder übt die Aufgaben des Zweiten und Dritten bei der „losen Rolle“ und wir lassen uns auch vom jetzt einsetzenden Regen nicht beirren. Ziemlich nass kommen wir zurück auf die Hütte und freuen uns auf das Abendessen. Wir bekommen einen Riesentopf Suppe und viele Kohlenhydrate, also genau das was man als Bergsteiger nach einem langen und anstrengenden Tag braucht.

Am nächsten Morgen soll das Wetter noch schlecht sein, aber laut Hüttenwirt wird es im Laufe des Vormittags besser. Wir stehen also erst gegen 7:00 auf und frühstücken gemütlich. Tatsächlich wird der Regen schwächer und voller Vertrauen, dass es bald schön sein wird, gehen wir gegen 9:00 los mit Ziel Weißseespitze. Aber es regnet dann noch eine ganze Zeit weiter und die Sicht bleibt den ganzen Tag schlecht. Nach ca. 1,5 Std. erreichen wir den Gletscher. Es gibt eine kurze Einweisung auf was man mit Steigeisen an den Füßen achten muss. Alle können das gut und deshalb macht uns auch eine kurze Steilstufe gleich am Anfang keine Probleme. Immer wieder treffen wir auf große Spalten. Die ganze Szenerie wirkt durch den Neuschnee und Nebel etwas bedrohlich. Aber unverdrossen geht’s im White Out bergauf. Und als es nur noch ein paar Minuten bis zum Gipfel sind, reißen die Wolken tatsächlich auf, es scheint sogar kurz die Sonne und die Gipfelrast wird deutlich gemütlicher als erwartet. Danach geht es zügig bergab, die Steilstufe seilen wir ab und es bleibt noch etwas Zeit, um zu üben wie man Eisschrauben setzt und eine Eissanduhr baut. Dann wird es Zeit zum Aufbruch, wenn wir rechtzeitig zum Abendessen auf der Hütte sein wollen. Das schaffen wir schließlich gerade noch so. Die Jugend kämpft nach dem Essen gegen das Einschlafen am Tisch an, gibt aber bald auf und geht ins Bett. Auch die Sticheleien der Senioren ändern daran nichts.

Für den Sonntag ist ein Traumtag vorhergesagt und so kommt es auch. Wir gehen wie schon am Vortag über den Richtersteig zum Gletscher und dann in einer weiten Schleife auf die Hochvernaglwand. Aufgrund der nicht vorhandenen Schneelage lavieren wir durch ein richtiges Spaltenlabyrinth. Gut, dass wir heute bessere Sicht haben als gestern. Trotz der miesen Schneelage finden wir auf dem Gletscher noch ein Schneefeld, auf der alle einen toten Mann bauen können. Natürlich prüfen wir was diese Verankerungen im Schnee aushalten. Alle Bemühungen die Fixpunkte im Schnee auszuhebeln scheitern. Dann geht es weiter zum Gipfel. Ein paar riesige Spalten müssen wir noch queren bevor wir den Gipfel erreichen. Die Gipfelrast heute wird lange. Wir haben viel mehr Zeit als gestern, es ist windstill und angenehm warm. Beim Abstieg suchen wir uns eine große Spalte aus und üben die lose Rolle unter echten Bedingungen. In die Spalte springen trauen wir uns leider nicht. Bei unserer Spalte gibt es nur Eis und keinen Schnee der mit bremsen würde. Da scheint die Verletzungsgefahr zu hoch, wenn das Opfer die Retter über das raue Eis zieht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten klappt das mit der losen Rolle richtig gut. Keiner muss in der Spalte bleiben, alle werden gerettet. Der restliche Abstieg verläuft problemlos und 30 Minuten vor dem Abendessen sind wir wieder auf der Hütte.

Am Montag ist das Wetter wieder ganz hervorragend. Aber weil wir nicht allzu spät heimkommen wollen, machen wir nur eine kleine Rundtour auf einen Felsberg, der den seltsamen Namen Schmied trägt. Die Rucksäcke sind viel leichter als gestern, weil wir die Eisausrüstung auf der Hütte lassen können. Nur Seile und a bisserl Kletterequipment haben wir dabei, da wir noch üben wollen, wie man sich selbstständig abseilt. Wir finden kurz unter dem Gipfel einen Felsen, auf dem das gut geht und alle seilen sich gesichert 25 Meter ab, bevor es zurück zur Hütte geht. Dort Essen wir noch etwas und dann geht es zurück zu den Autos.

Dann ist auch leider schon wieder ein sehr schönes Wochenende mit einer wirklich sehr netten Gruppe vorbei!

Martin