Skihochtouren im Adamello

1. Tag:

Zu sechst (Brigitte, Burkhardt, Martin, Peter, Rainer und Sebastian) starten wir um 5:00 morgens in Penzberg. Unser erstes Ziel ist die Mandronehütte in der Adamellogruppe, die wir mit einem Aufstieg über das Val Presena und der abschliessenden Abfahrt über ca. 600 HM erreichen wollen. Die nächsten Tage ist eine Durchquerung geplant, die uns über den Monte Adamello zum Rifugio Lobbia führen soll und von dort aus weiter über den Monte Caro Alto nach Carissola, auf die Cima Presanella und Abfahrt über das Rif. Denza zurück zum Tonalepass. Alles in allem ein recht ehrgeiziger Plan mit langen Etappen, schweren Rucksäcken, 3 Übernachtungen in Hütten und einer Übernachtung im Winterraum.

Aber zuerst quälen wir uns nicht alklimatisiert über 1200 HM mit unseren schweren Rucksäcken durch das landschaftlich sehr schöne Val Presena. Es hat ca. 30 cm pulvrigen Neuschnee und es ist auch schon gespurt. Die vorhandene Spur ist sehr steil und direkt angelegt, aber Versuche eine bessere Spur anzulegen erweisen sich als noch mühsamer und so plagen wir uns in der vorhandenen Loipe weiter. Nach ca. 4 Std. erreichen wir den sturmumtosten Sattel an dem sich auch die Bergstation der Lifte befindet. Nur Burkhard und Martin können sich aufraffen und nehmen den verwehten und überwächteten Gipfelgrat zur Cima Presena in Angriff. Die anderen kehren lieber in der Gipfelstation ein und legen eine heisse Sohle auf das Tanzparkett….

Die abschliessende Abfahrt zum Rif. Mandrone ist leider südseitig und mit Pulver ist da nix mehr. Der Genuss hält sich in Grenzen und wir sind froh als wir alle heil an der Hütte ankommen.

2. Tag:

Weil wir für diese Nacht auf dem Rif. Lobbia keinen Platz mehr bekommen müssen wir noch einmal auf dem Rif Mandrone übernachten und können mit leichtem Gepäck Richtung Adamello starten. Das sind zwar nur ca.1100 HM, aber die Entfernung über fast ebene Gletscher ist echt weit und so brauchen wir fast 5 Std. bis wir endlich auf dem Gipfel des Adamello ankommen. Wir bestaunen ausgiebig das Panorama und sind dann froh, daß wir bei der Abfahrt auf der festgetretenen Aufstiegsspur über den flachen Gletscher gut voran kommen und kaum schieben müssen. Aber es gibt auch immer wieder steilere Stücke, auf denen wir schöne Spuren im Traumpulver hinterlassen. Unser Abwärtsdrang wird jäh gebremst als wir den Powderhang, der zur „Canoni 146“ führt, erreichen. Das schaut ja toll aus und ein echter Spezialist hat eine seltsame Spur mit unglaublich vielen Spitzkehren in den Riesenhang gelegt. Wir beschließen, dass wir da auch noch hinauf wollen. Schnell sind die knapp 400 HM zurückgelegt und wir geniessen die Gipfelrast bei totaler Windstille und angenehmen Temperaturen. Neben 20 äußerst lautstarken Italienern leistet uns ein riesiges Geschütz aus dem ersten Weltkrieg Gesellschaft. Schon seltsam, was der Mensch alles tut um einen Krieg mit seinem Nachbarn zu gewinnen…

Aber dann gibt es kein Halten mehr. In wunderschöner Abendstimmung powdern wir zurück zum Rif. Mandrone. Diese Abfahrt ist kaum zu toppen, besser geht’s eigentlich nicht mehr.

3. Tag:

Eigentlich wollten wir heute über den Lobbiapass auf den Monte Care Alto gehen und über die Vadretta Lares nach Carissola abfahren. Aber der gestrige Tag mit leichtem Gepäck und die hervorragende Bewirtung auf dem Rif. Mandrone haben uns zum Umdenken gebracht. Wir haben beschlossen, das wir auch die nächsten Tage auf dem Rif. Mandrone bleiben werden. Unser heutiges Ziel (wieder mit leichtem Gepäck) ist die Corno Bianco die wir schon gestern auf dem Weg zum Adamello bewundert haben. Mit Trompetenmusik werden wir auf der Hütte verabschiedet. Heute ist Sonntag und man merkt das auch an den zahlreichen italienischen Hochgebirgsskitourenjoggern, die von der Liftstation kommen und richtig Unruhe und Stress in unsere Idylle bringen. Aber weil die auch richtig schnell unterwegs sind ist der Spuk bald wieder vorbei und wir sind wieder fast alleine in dieser grandiosen Umgebung. Der Aufstieg auf die Corno Binaco wartet mit einem kurzen, recht alpinen Steilstück auf. Aber das ist bald geschafft und wir machen uns an die rassige Abfahrt. Der Schnee ist wieder sehr gut aber nicht ganz so perfekt wie am Vortag. Und dann müssen wir dem aktuell so in Mode geratenem Leichtbauwahn Tribut zollen. Bei Brigitte zerlegt es den Hinterbacken der Bindung, bei Sebastian kann man einen Schuh nicht mehr in Abfahrtsstellung arretieren. Aber diese Widrigkeiten trüben unsere Laune nur kurz. Brigitte und Sebastian zeigen, das man bei diesen tollen Verhältnissen auch mit solchen Handicaps noch gut Skifahren kann

4. Tag:

Unser heutiges Ziel ist die Crozzon die Lares. Zuerst geht es auf schon bekanntem Weg auf dem Mandronegletcher, aber schon bald zweigen wir Richtung Passo Lobbia ab. Von dort geht es wieder ein Stück bergab auf die Vadreatta Lares. Wir befinden uns in einem anderen Tal und spuren über den unberührten Hang Richtung Passo di Lares den wir auch zügig erreichen. Auf den Gipfel kommen wir nicht ganz. Die letzten Meter sind felsig, sehr steil und stark verschneit. Was wir zunächst für den Beginn eines Klettersteigs gehalten haben, sind leider nur traurige Überreste aus dem Krieg. Und so ziehen wir eine gemütliche Rast beim Skidepot einem mühsamen und langwierigen Gipfelanstieg mit unsicherer Erfolgsqoute vor. Schon nach kurzer Brotzeit zeigen sich erste Wolken am Himmel und innerhalb kürzester Zeit zieht es zu. Wir beeilen uns, damit wir bei der Abfahrt noch halbwegs Sicht haben. Das klappt auch gut, aber beim anschliessenden Gegenanstieg zum Passo Lobbia fängt es schon an zu schneien. Der fest eingeplante Kaffee auf der Sonnenterasse des Rif. Lobbia fällt leider aus und wir schauen, das wir zu unserer Hütte zurück kommen. Dort werden wir mit einer Runde Aperol Spritz empfangen. Und schon bald gibt es das wie immer hervorragende Abendessen und eine Runde Grappa vom Wirt. An dieser Stelle möchte ich mich bei den Wirtsleuten des Rifugio Mandrone bedanken. Ich war schon länger nicht mehr Gast auf einer so gut bewirteten Hütte. Genau so muss das sein!

5. Tag:

Wieder weckt uns ein strahlender Morgen. Mit komplettem Gepäck geht es nach herzlichem Abschied in 2 Std. auf die Cima Venezia. Das Wetter macht schon vor dem Gipfel zu, aber die Sicht bleibt passabel. Immer wieder gibt es Löcher in der Wolkendecke durch die man die Sonne erahnen kann. Knapp 2000 HM Abfahrt erwarten uns bis Ponte Legno. Anfangs geht es durch ziemlich zerfahrenen aber guten Schnee. Aber je weiter wir ins Tal kommen, desto schwerer wir der Schnee und die Abfahrt in grandioser Landschaft wird immer mühsamer. Auch die Kraftreserven sind nicht mehr allzu üppig und wir sind froh, als wir Ponte Legno erreicht haben. Jetzt müssen wir nur noch zurück zum Auto kommen. Dazu gibt es einen Bus und ein Schild mit Taxinummer. Aber bei der Taxinummer kommt nur eine italienische Tonbandansage und der Busfahrplan ist für Nicht-Italiener so unverständlich, dass wir nicht recht verstehen wann der Bus bei unserer Haltestelle ankommt. Und wir wissen auch nicht wirklich wo er hinfährt. Aber 100 Meter weiter gibt es ein Restaurant und die können uns bestimmt ein Taxi rufen. Wir haben ein schlechtes Gewissen als wir in das eher vornehme Lokal eintreten, weil wir schon 5 Tage nicht mehr geduscht haben. Aber das macht gar nix, weil wir die einzigen Gäste sind. Die Küche hat leider zu, es gibt nur Burger. Die können mit dem Essen, das wir von unserer Hütte gewohnt sind, überhaupt nicht mithalten obwohl sie sehr hochpreisig sind. Dafür sind die Wirtsleute nett und bringen uns zu unserem Auto. Schon ein paar Stunden später sind wir wieder daheim. Schade eigentlich…..

Fazit:

Super Truppe, Super Gegend, Super Schnee, sehr empfehlenswerte Hütte. Es wird schwer das im nächsten Jahr zu toppen.